Respektvoller Umgang in der Geburtshilfe: Offene Kommunikation ist entscheidend
Um den Geburtsprozess für alle Beteiligten respektvoll und wertschätzend zu gestalten, hat die DGGG gemeinsam mit dem BVF einen Leitfaden für eine würdevolle Gesundheitsversorgung entwickelt. Die Geburtshelfenden legen dabei stets Wert auf einen offenen Umgang und Kommunikation.

Berlin, im November 2024 – Die Geburt eines Menschen ist einer der außergewöhnlichsten Momente im Leben. Er sollte möglich achtsam gelebt werden. Die DGGG steht für einen respektvollen Umgang in der Geburtshilfe, sowohl mit den Schwangeren und Müttern als auch mit den betreuenden Hebammen, Ärztinnen und Ärzten sowie Schwestern und Pflegern. Der von der DGGG und dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) ausgearbeitete Leitfaden „Respektvoller Umgang mit Patientinnen in Praxis und Klinik in der Gynäkologie und Geburtshilfe“ legt aus diesem Grund Maßnahmen dar, die für eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation sensibilisieren sowie diagnostische und therapeutische Vorgehensweisen zur Prävention von negativen Erfahrungen und Traumatisierungen unterstützen.
Unter anderem heißt es darin, das geburtshilfliche Team habe die Verpflichtung, den ihnen anvertrauten Frauen mit Achtsamkeit, Fürsorge und Respekt zu begegnen. Dies fordere Selbstreflexion der Fachkräfte über alle Handlungen und Unterlassungen in Bezug auf Respektlosigkeit oder Traumatisierung im Umgang mit der Patientin, aber auch dem Neugeborenen und den Begleitpersonen.
Die Autorinnen und Autoren legen Empfehlungen dar, die bei der Betreuung essentiell sind, um Respektlosigkeit und Traumatisierung vorzubeugen. Zu den wesentlichen Faktoren gehören unter anderem eine postpartale Nachbesprechung zur Reflektion und Aufarbeitung der Geburt, die Vorteile im respektvollen Umgang mit der Patientin bringt. Im Idealfall sollte laut den Expertinnen und Experten außerdem ein angemessener Personalschlüssel und somit eine leitlinienkonforme 1:1 Betreuung angestrebt werden.
Laut Prof. Dr. Stephanie Wallwiener, Mitautorin des Leitfadens, sei es den Geburtshelfenden wichtig, eine Traumatisierung durch einen offenen, beobachtenden und sensiblen Umgang mit ihren Gebärenden vorzubeugen. Dies gelte auch für ihr ganzes interdisziplinäres Team. Die Kommissarische Direktorin der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin des Universitätsklinikums Halle legt Wert auf die Bedeutung der offenen Kommunikation. Diese sollte auch in unvorhersehbaren Notfallsituationen angewandt werden – ein weiterer Punkt des Leitfadens.
„Alle Situationen, Handlungen etc. sollten stets nur in Absprache mit der Gebärenden stattfinden. Auch bei einer Notsectio bleiben ein paar Sekunden Zeit, um die Notwendigkeit verständlich zu machen und das Empfinden der Frau zu berücksichtigen. Ein gegenseitiger respektvoller Umgang ist aus unserer Sicht der Schlüssel, um die Gebärenden unter den individuellen Rahmenbedingungen während der Geburt bestmöglich zu begleiten”,
führt die Sektionssprecherin der Sektion „Psychosomatik in der Geburtshilfe und Perinatalmedizin” der AG Geburtshilfe und Pränatalmedizin e.V. (AGG) in der DGGG aus.
So sollten Untersuchungen stets mit vorheriger Erläuterung über Indikation und Notwendigkeit dieser sowie mit Erlaubnis der Schwangeren/Gebärenden/Wöchnerin stattfinden. Das gelte laut dem Leitfaden im Rahmen der Vorsorge, der Geburt oder im Wochenbett insbesondere bei vaginalen und rektalen Untersuchungen per Ultraschall oder manuell.
Ein offener, verständiger Umgang und eine positive Atmosphäre seien der Kern für einen respektvollen Geburtsprozess. Aus diesem Grund sollten in Kliniken präventive Gesprächsangebote sowie der Austausch über mögliche herausfordernde Situationen oder die Haltung der Gebärenden etabliert werden und selbstverständlich sein. Die Sektion Psychosomatik der AGG beschäftige sich u. a. mit genau diesen Themen und plane aktuell ein Kursprogramm, um diese Selbstreflektion zu fördern und dem zuständigen Fachpersonal Handwerkszeug an die Hand zu geben.
Um eine würdevolle und wertschätzende Gesundheitsversorgung im medizinischen Alltag zu unterstützen, gehen die DGGG und der BVF in ihrem Leitfaden neben der Geburtshilfe auf allgemeine Ansatzpunkte, die vaginale Untersuchung sowie auf die ärztliche Visite und den respektvollen Umgang im Operationssaal ein.
Pressestelle
Sara Schönborn | Heiko Hohenhaus | Manuela Rank | Melanie Herberger
Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.
Jägerstraße 58-60
10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30-514 88 3333
E-Mail: Bitte aktivieren Sie JavaScript, um diesen Link anzuzeigen!