Nachruf auf Prof. Dr. Adolf Eduard Schindler

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. trauert um Professor Dr. Adolf Eduard Schindler, der am 22. März 2024 im Alter von 87 Jahren in Essen verstorben ist.

Prof. Schindler verstorben
Prof. Dr. Adolf Eduard Schindler ist am 22. März 2024 im Alter von 87 Jahren in Essen verstorben.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Adolf Eduard Schindler wurde am 07.06.1936 in Asch (im heutigen Tschechien) geboren. Nach dem medizinischen Staatsexamen und Promotion an der Johann-Wolfgang- Goethe Universität in Frankfurt war er von 1962-1964 Medizinalassistent am Universitätsklinikum Frankfurt und erfüllte sein Rotating Internship am 2nd General Hospital der US Army in Landstuhl. Als Senior Research Fellow der Ford Foundation und der Stiftung Volkswagenwerk absolvierte er seine Ausbildung zum Frauenarzt u. a. an der Southwestern Medical School, Dallas, Texas, wo er sich auch der Grundlagenforschung in Gynäkologischer Endokrinologie widmete. 1969 erhielt er die amerikanische und deutsche Facharztanerkennung. Als Oberarzt und später geschäftsführender Oberarzt habilitierte er 1971, wurde 1974 apl-Professor und 1979 C3-Professor für das Fach Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsfrauenklinik Tübingen. 1986 folgte er dem Ruf nach Essen auf die C4-Professur als Direktor der Abteilung für Gynäkologie, insbesondere gynäkologische Onkologie; von 1989-2001 war er geschäftsführender Direktor des Zentrums für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Essen.

Prof. Dr. A. E. Schindler hat 1988 die Stiftung Endometriose-Forschung mitgegründet und war die ganzen Jahre im Vorstand tätig; von 2005 – 2009 war er der Vorstandsvorsitzende. Er hat für internationale Anerkennung gesorgt, indem er auf Kongressen wissenschaftliche Sitzungen der Stiftung ins Programm brachte. Er hatte neue, gute Ideen und war unermüdlich; er war der Motor und die treibende Kraft – manchmal fühlten sich einige im Team auch etwas zu sehr getrieben.

Wer mit ihm zusammenarbeitete, hatte einen Partner, der zuverlässig war, seinen Teil garantiert erledigte und sein Ziel erreichte. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte er in mehr als 300 wissenschaftlichen Publikationen, Buchbeiträgen und Büchern.

Hervorzuheben ist noch sein Engagement bei der Zertifizierung von Endometriosezentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Konzept wurde von der Stiftung entwickelt und er war von Anfang an – seit 2006 – an vorderster Front dabei und hat als Auditor und Co-Auditor viel Zeit investiert und über 100 Zentren geprüft und beurteilt.

Von seinem unermüdlichen Engagement profitierten Ärzte auch außerhalb Deutschlands, indem er neben seinem Einsatz für die Europäische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe deutsch-französischer Sprache auch die Deutsch Ägyptische Gesellschaft (DÄGGG) gründete, in der er als Präsident und bis zuletzt als Ehrenpräsident aktiv war. Er leistete so einen wichtigen Beitrag für die DGGG zur Etablierung internationaler Forschungsprojekte und Austauschprogramme.

Durch seinen Einsatz und durch seine Kontakte ermöglichte er ägyptischen Ärzten in Deutschland ihren Facharzt zu erreichen und auch habilitiert zu werden. Die Kollegen werden sein Erbe in ihren Karrieren weitertragen. Seine Expertise und Rat hatten keine Grenze. Durch seinen sensiblen Umgang und kulturellen Respekt erreichte er es, Beziehungen zu unterschiedlichen Universitäten Ägyptens aufzubauen. Neben der Ain-Shams-Universität, eine der ältesten und größten Universitäten des Landes, auch zur Fakultät für Medizin an der Al-Azhar-Universität und der Universität Alexandrias, Fakultäten, welche die bedeutende Rolle in der akademischen Forschung und Bildung in Ägypten und darüber hinaus haben.

Dem Anspruch zu genügen, neben der Bildung und Wissenschaft auch den interkulturellen Austausch zu fördern, gelang ihm wie keinem anderen. Junge Kollegen aus Deutschland integrierte er in Kairo in die Familien seiner dortigen Freunde. Dadurch legte er den Grundstein dafür, dass die DÄGGG über seinen Tod hinaus lebendig ist und neben der bilateralen Kollegialität und Zusammenarbeit geprägt ist von Freundschaften. Prof. Schindler genoss höchstes Ansehen und wird unvergessen bleiben als außergewöhnliche, herausragende Persönlichkeit, Wissenschaftler, Brückenbauer zwischen Kulturen, Mentor und Freund.


Dr. med. T. Fink, Präsident der dt. Sektion der Deutsch-Ägyptische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.;

Prof. Dr. med. W. Kuhn und Professor Dr. R. Druckmann für die Europäische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Deutsch-Französischer Sprache;

Priv.-Doz. Dr. med. C. Oberhoff, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinikum Bremen-Mitte für die ehemaligen Mitarbeiter;

Prof. Dr. med. R. Kimmig, Lehrstuhl für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universität Duisburg Essen, Direktor der Universitätsfrauenklinik Essen;

Prof. Dr. med. Dr. h.c. K.-W. Schweppe, Vorstand der Stiftung Endometriose-Forschung

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