Einfühlsam übers Stillen kommunizieren

Mit einem neuen Leitfaden, für alle die beraten und kommunizieren, gibt das Netzwerk Gesund ins Leben Denkanstöße für eine stigmasensible Kommunikation rund um das Stillen. „Unser Wissen über Sprache und ihre Wirkung wächst stetig. Das bietet in der beruflichen Praxis und im Alltag die Chance, Menschen immer besser abzuholen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Gerade auch bei persönlichen Themen wie dem Stillen und der Babyernährung", so das Netzwerk Gesund ins Leben.

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Der Leitfaden will das Stillen zum Thema machen, Verständnis für Stillende wecken und Wege aufzeigen, um so über das Stillen zu kommunizieren, dass niemand sich stigmatisiert fühlt. Dazu vertritt das Netzwerk Gesund ins Leben eine Haltung zum Stillen, die sich an folgenden Leitsätzen orientiert:

  1. Muttermilch und das Stillen haben positive Effekte für Mutter und Kind und verdienen besonderen Schutz.
  2. (Werdende) Mütter entscheiden selbst, ob sie stillen.
  3. (Werdende) Mütter haben das Recht auf eine informierte Entscheidung, wie sie ihren Säugling ernähren möchten.
  4. MultiplikatorInnen beraten individuell abgestimmt auf die Lebenssituation der Frauen.
  5. Stillen ist so lange gut, wie Mutter und Kind es möchten.
  6. Es ist normal, dass hungrige Säuglinge auch in der Öffentlichkeit gefüttert werden.

Was bedeutet stigmasensibel kommunzieren?

Um möglichst breite Akzeptanz für Informationen zum Thema Stillen zu erreichen, sollten diese stigmasensibel sein. Dieser Begriff drückt aus, dass mit Kommunikation (geäußerte oder wahrgenommene) Vorurteile oder Ablehnung nicht verbreitet oder verstärkt, sondern möglichst reduziert werden. Konkret für die Kommunikation zum Stillen bedeutet es, dass sich (werdende) Mütter etwa in der Wahl der Ernährungsform für ihren Säugling nicht unter Druck gesetzt fühlen und darin gestärkt werden, selbstverständlich in der Öffentlichkeit zu füttern. Im Leitfaden gibt es theoretischen Hintergrund dazu, so das Netzwerk Gesund ins Leben. Abgeleitet für die Praxis ergeben sich daraus:

Sechs Kriterien für eine stigmasensible Kommunikation

  1. Konkret evidenzbasierte Fakten zu den positiven Effekten des Stillens benennen statt zu verallgemeinern oder zu romantisieren. Dadurch zur sachlichen Aufklärung beitragen.
  2. Alltagsnah kommunizieren. Praktische Vorschläge machen und die klare Botschaft senden, dass der Alltag nicht perfekt sein muss. „Druck von außen“ nehmen, den viele Mütter empfinden.
  3. Akzeptierend kommunizieren, orientiert an der Lebensrealität der Frauen und ihres sozialen Umfelds. Informationen anbieten, aber nicht aufzwingen. Bei der Beratung erfragen, was diese brauchen und noch wissen möchten.
  4. Diversitätsgerecht kommunizieren. Vielfältige Lebensentwürfe von Stillenden darstellen und auf gendergerechte Sprache achten. Vielseitige Situationen zeigen, denn Stillende nehmen aktiv am Leben teil (Einkaufen, Erwerbsarbeit, Ausgehen …). Es ist normal, Hilfe durch Partner*in/Freundeskreis/Familie anzunehmen, um ein Kind großzuziehen. Möglichst inklusiv formulieren, um auch nicht-binäre Personen einzuschließen.
  5. Stillen überall als normal darstellen, denn einen Säugling zu ernähren gehört zum Leben dazu – auch in der Öffentlichkeit. Je häufiger und selbstverständlicher Stillende gezeigt werden, desto normaler wird dies auch von Außenstehenden empfunden und drängt ablehnende Haltungen Einzelner zurück.
  6. Stillen positiv rahmen, d. h. mit dem Stillen positive Emotionen verbinden. Das kann bei Schwangeren die Motivation stärken und bei Nichtbetroffenen Empathie wecken. Das Fläschchengeben nicht negativ darstellen, um umgekehrte Stigmatisierung zu vermeiden.

 

Zum Netzwerk Gesund ins Leben

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