Berlin, im Januar 2002
Gemeinsame Stellungnahme ICSI
Gemeinsame Stellungnahme zu den Ergebnissen der deutschen, multizentrischen ICSI follow up Studie.
M. Ludwig1, A. Queißer-Luft², A. Katalinic³ 1 Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Lübeck ² Kinder- und Kinderpoliklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ³ Institut für Krebsepidemiologie e.V. & Institut für Sozialmedizin, Universitätsklinikum Lübeck
Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ist die etablierte Technik weltweit zur Behandlung der schwer eingeschränkten männlichen Zeugungsfähigkeit. Die ICSI wird seit 1992 durchgeführt. Für betroffene Paare ist sie die einzige Möglichkeit, ein genetisch eigenes Kind zu bekommen. Bei ICSI wird unter dem Mikroskop ein einzelnes Spermium in die Eizelle eingebracht, um so die Befruchtung der Eizelle zu erreichen. Um die behandelten Paare qualifiziert hinsichtlich der Möglichkeit von Fehlbildungen bei den nach ICSI geborenen Kindern beraten zu können wurde in Deutschland durch die Universitätsfrauenklinik in Lübeck eine bundesweite, multizentrische, prospektive, kontrollierte Studie initiiert.
An dieser Studie nahmen 59 IVF - Zentren teil, die in dem Zeitraum von August 1998 bis August 2000 protokollgerecht 2.687 Schwangerschaften in die endgültige Analyse eingebracht haben. Aus diesen Schwangerschaften sind 3.372 Kinder hervorgegangen. Die Kinder wurden nach der Geburt in ausgewählten Zentren von 25 speziell geschulten Fachärzten für Pädiatrie und/oder Humangenetik nach einem standardisierten Schema klinisch und mittels Ultraschall untersucht. Vergleichend wurden im Geburtenregister Mainzer Modell im gleichen Zeitraum 6.265 Kinder aus normal entstandenen Schwangerschaften zur Kontrolle in die Analyse einbezogen. Die Fehlbildungshäufigkeit in der bevölkerungsbezogenen Kontrollgruppe lag bei 6.8%, in der ICSI - Gruppe bei 8.6%.
Das sich daraus ergebende relative Risiko beträgt 1.27. Dies bedeutet, dass bei spontan eingetretenen Schwangerschaften bei jedem 15. Kind und nach ICSI im ungünstigsten Falle bei jedem 12. Kind mit einer Fehlbildung zu rechnen ist. Bei Analyse der ICSI - Gruppe wurde gezeigt, dass bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung kindlicher Fehlbildungen überproportional gehäuft vorkamen (z.B. höheres Alter der Mutter, Fehlbildungen der Eltern).
Nach Berücksichtigung dieser Faktoren reduzierte sich das relative Risiko auf etwa 1.15. Die Differenz zwischen den Fehlbildungshäufigkeiten der ICSI- und der Kontrollgruppe lässt sich also teilweise durch bekannte Risikofaktoren außerhalb von ICSI erklären. Ein Restrisiko für Fehlbildungen bei Kindern von Paaren, die nach ICSI schwanger geworden sind, lässt sich jedoch derzeit aufgrund dieser Studie nicht endgültig ausschließen. Über dieses Risiko sind diejenigen Paare, die eine ICSI - Behandlung wünschen, individuell aufzuklären und entsprechend zu beraten.
Priv. Doz. Dr. med. Michael Ludwig
Bereich Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie
Universitätsklinikum Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
Tel.: +49 (0) 451 500 2158
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