Berlin, im November 2021
Die DGGG und die AGG trauern um Professor Erich Saling
Der international bekannte Geburtsmediziner und „Vater der Perinatalen Medizin“, Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. (mult.) Erich Saling, ist am 6. November 2021 im Alter von 96 Jahren in Berlin gestorben. Zum Tod von Professor Saling hat Professor Joachim W. Dudenhausen (Berlin) stellvertretend für die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) und die Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin e.V. (AGG) den Nachruf verfasst.
Wir sind traurig über die Nachricht des Todes von Erich Saling. Er hinterlässt eine große Lücke, wird aber einen speziellen Platz im Herzen aller behalten, die ihn gekannt haben. Er wird von vielen Freunden und Kollegen vermisst werden.
Nach seinem Studium in Jena und Berlin erfuhr Erich Saling von 1954 bis 1958 seine Facharztausbildung in der Frauenklinik am Mariendorfer Weg in Berlin Neukölln. Nach Vorlage seiner Habilitationsschrift bei der Freien Universität Berlin 1963 über „Die Blutgas-Verhältnisse und den Säure-Basen-Haushalt des Feten bei ungestörtem Geburtsverlauf" wurde er 1968 außerplanmäßiger Professor und nach Gründung der eigenständigen Klinik für Geburtsmedizin an der Städtischen Frauenklinik Neukölln sowie der Gründung des „Institutes für Perinatale Medizin der Freien Universität Berlin" 1976 C4-Professor für Perinatalmedizin der FU Berlin, später der Charité. Nach 38 Jahren Ende 1991 wurde er entpflichtet von seiner klinischen Tätigkeit, aber er war weiterhin als Leiter des Erich Saling-Institutes für Perinatale Medizin in Berlin aktiv.
„Vater der Perinatalen Medizin" und DGGG-Ehrenmitglied
Der Titel des Buches, das Erich Saling weltweit bekannt machte, war „Das Kind im Bereich der Geburtshilfe" (Thieme, Stuttgart 1966). Dieses Thema reflektiert das wissenschaftliche Interesse Erich Salings als klinischer Geburtshelfer und als Wissenschaftler. Anfangs war sein Interesse fokussiert auf die Diagnose und die Behandlung des deprimierten Neugeborenen, erste Publikationen zu diesem Thema erschienen 1958 und 1959. In den folgenden 60 Jahren war sein wissenschaftliches Werk ausgerichtet auf die Diagnose des intrauterinen Sauerstoffmangels, der Verhinderung der Frühgeburt und der intrauterinen Mangelentwicklung sowie dem Management der Beckenendlage. Einer seiner größten Ideen war die Fetalblutanalyse (Saling Technik) sowohl für die klinische Geburtshilfe als auch für physiologische und pathophysiologische Studien. Mit dem Vorgehen wurde das Tabu des unberührbaren unteren Eipols gebrochen, der Pionier Erich Saling erntete viel Kritik, aber auch viele Freunde und Schüler. Seine Arbeit war der Start von einer Mutter-orientierten zu einer Kind-orientierten Geburtshilfe und der Bildung einer neuen Sub-Spezialität „Perinatale Medizin" sowie struktureller Veränderungen von Frauenkliniken in Geburtshilfliche und Gynäkologische Abteilungen.
Durch die Aktivitäten von Erich Saling wurde die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin gegründet, in der Folge wurden weltweit wissenschaftliche Gesellschaften zu diesem Thema gegründet, immer in Zusammenarbeit mit den Pädiatern zum wissenschaftlichen Austausch. Diese Zusammenarbeit wurde fortgesetzt mit der Gründung des „Journal of Perinatal Medicine" bei dem Berliner Verlag De Gruyter. In den letzten 50 Jahren hat sich dieses Journal zu dem führenden Journal weltweit auf diesem Gebiet entwickelt. Außerdem wurden in diesen Jahren viele nationale und internationale Gesellschaften gegründet, wie zum Beispiel die World Association of Perinatal Medicine (WAPM) und die International Academy of Perinatal Medicine (IAPM). Die IAPM wurde 2005 von der WAPM, der International Society Fetus as a Patient und der European Society of Perinatal Medicine gebildet. Dieses internationale Board mit 30 Fellows aus der ganzen Welt veranstaltete Foren mit Diskussionen über weltweite perinatal-medizinische Probleme unter der Leitung des lebenslangen Präsidenten Erich Saling.
Erich Salings Leben war eine Serie von Erfolgen. Neben vielen Ehrungen war er Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin, Ehrenmitglied und Träger der Carl-Kaufmann-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Er war Fellow ad eundem des Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, er erhielt die Ernst-Reuter-Medaille des Senats von Berlin, den Liley-Preis der Internationalen Gesellschaft ‚The Fetus as a Patient‘ und das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Wir trauern um einen der bedeutendsten Geburtshelfer weltweit. Ich persönlich war als Schüler und Doktorand von Erich Saling ihm seit 1965 verbunden, ich respektierte ihn als Lehrer und Begleiter. Meine Anteilnahme ist bei seinen Söhnen und der Familie.
Joachim W. Dudenhausen für die DGGG und die AGG
Professor Joachim W. Dudenhausen, MD, FRCOG (ad eundem), FIAPM
Editor in Chief - Journal of Perinatal Medicine
Editor in Chief - Case Reports in Perinatal Medicine
Professor emeritus - Dept. of Obstetrics, Charité - University Medicine Berlin
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