DGGG und AGG setzen sich für einen respektvollen Umgang in der klinischen Geburtshilfe ein

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) setzt sich mit Nachdruck dafür ein, den respektvollen Umgang in der Geburtshilfe bundesweit zu fördern – auch in Extremsituationen. In der AG für Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG e.V. (AGG) wird jetzt ein entsprechendes Kursprogramm aufgesetzt.

Geburt im KreißsaalGorodenkoff/stock.adobe.com
Der respektvolle Umgang aller Beteiligten in der klinischen Geburtshilfe ist ein zentrales Anliegen der DGGG.

Berlin, im Dezember 2024 – Die Geburt eines Kindes ist gesellschaftlich in erster Linie positiv besetzt und zählt zu den schönsten Ereignissen im Leben. Medizinisch betrachtet handelt es sich körperlich wie seelisch um einen komplexen und tiefgreifenden, ja gewaltigen Vorgang. Häufig geht er mit starken Schmerzerfahrungen einher. Entscheidend ist, Gebärende mit größtmöglicher Sensibilität und Fürsorge nach individuellen Bedürfnissen auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Ärztliche Geburtshelferinnen und Geburtshelfer orientieren ihr Handeln dabei an evidenzbasierten Leitlinien. Auch speziell für den respektvollen Umgang im Kreißsaal gibt es gesicherte Empfehlungen: So müssen Gebärende und ihre Begleitung in die Entscheidungsprozesse, die sich im Verlauf von Schwangerschaft und Geburt ergeben, einbezogen werden. Schwangere haben das Recht, über Art, Umfang, Durchführung sowie die zu erwartenden Folgen und Risiken von Maßnahmen verständlich, umfassend, rechtzeitig und situationsgerecht informiert zu werden. Gleichzeitig haben sie das Recht, auf diese Informationen zu verzichten. Ein solcher Aufklärungsverzicht muss ausdrücklich und eindeutig erfolgen und sorgfältig dokumentiert werden.

„Die Geburt eines Kindes ist ein wunderbares Erlebnis. Für eine positive Geburtserfahrung bedarf es neben einem respektvollen Umgang zwischen allen im Kreißsaal Anwesenden insbesondere auch einer individuellen Bewältigungsstrategie für diese besonders sensible Situation.“

Prof. Gert Naumann,
DGGG-Präsident

 

Ein respektvoller Umgang ist auch dann zu wahren, wenn eine Frau eine Entscheidung gegen eine empfohlene Maßnahme trifft. Der Dialog und die Unterstützung des Kreißsaalteams bleiben in solchen Situationen besonders wichtig, um das Vertrauen der Schwangeren zu stärken und ihr Selbstbestimmungsrecht zu respektieren.1

Leitfaden zum respektvollen Umgang in der Geburtshilfe verfügbar

Zur Unterstützung eines respektvollen Umgangs im Kontext der Gynäkologie und Geburtshilfe steht zudem ein speziell entwickelter Leitfaden zur Verfügung2. Dieser sensibilisiert praxisnah für eine wertschätzende Kommunikation und ein diagnostisches sowie therapeutisches Vorgehen, das negative Erfahrungen und Traumatisierungen verhindert. Der Leitfaden umfasst alle Phasen von der Schwangerenvorsorge und -beratung über die vaginale und vaginaloperative Geburt, den Kaiserschnitt bis hin zum Wochenbett. 

„Ein respektvoller Umgang in der Geburtshilfe bedeutet, die Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen jeder Gebärenden zu achten. Der Anspruch auf einen respektvollen Umgang gilt aber auch für Hebammen, Pflegende sowie uns ärztliche Geburtshelfende.“

Prof. Michael Abou-Dakn,
AGG-Vorsitzender 

 

Die Autorinnen und Autoren empfehlen:

  • Untersuchungen stets nur nach vorheriger Erläuterung von Indikation und Notwendigkeit sowie mit ausdrücklicher Zustimmung der Schwangeren, Gebärenden oder Wöchnerin durchzuführen, insbesondere bei vaginalen und rektalen Untersuchungen.
  • Eine adäquate Kommunikation im gesamten Team zu gewährleisten, auch in Notfallsituationen.
  • Die Geburt in einer postpartalen Nachbesprechung zu reflektieren und aufzuarbeiten.
  • Einen angemessenen Personalschlüssel und eine leitlinienkonforme 1:1-Betreuung anzustreben.

Kursprogramm zum respektvollen Umgang in der Geburtshilfe in Arbeit

Die Geburtshilfe bedarf somit nicht nur medizinisch, sondern auch zwischenmenschlich zu jeder Zeit höchste Aufmerksamkeit. Mit dem Ziel, die bestmögliche Unterstützung für Schwangere und ihre Familien zu bieten, sollten Sensibilität, evidenzbasierte Empfehlungen und ein respektvoller Umgang stets im Mittelpunkt stehen. Die Sektion Psychosomatik der AG Geburtshilfe und Pränatalmedizin e.V. (AGG) in der DGGG beschäftigt sich u. a. mit genau diesen Themen und plant aktuell ein Kursprogramm, um diese Selbstreflexion zu fördern und dem zuständigen Fachpersonal Handwerkszeug an die Hand zu geben. 

Literatur

1 https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-083l_S3_Vaginale-Geburt-am-Termin_2021-03.pdf

2 https://www.dggg.de/stellungnahmen/leitfaden-respektvoller-umgang-mit-patientinnen-in-praxis-und-klinik-in-der-gynaekologie-und-geburtshilfe-1

Pressemitteilung: Offene Kommunikation ist entscheidend

Pressestelle

Sara Schönborn | Heiko Hohenhaus | Manuela Rank | Melanie Herberger
Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.
Jägerstraße 58-60
10117 Berlin
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